Geht nicht gibt's nicht

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Montag, 27. August 2012

Apfel gegen Goliath




Inspiriert durch den anregenden Beitrag von PM über den Ausgang des Patentstreites zwischen Apple und Samsung habe ich mir nochmal den zughörigen Artikel aus der eeTimes vorgenommen und teile die Empörung von  PM.

Sein Beitrag spricht mir aus der Seele. Ich frage mich manchmal, wer hier die Erfindungshöhe beurteilt hat. Normalerweise ist ein "inventive step", also eine erforderliche Patenthöhe, erforderlich, damit ein Patent erteilt werden kann. Maßstab hierfür ist der Stand der Technik, Prior Art genannt. Wird etwas angemeldet, was andere bereits öffentlich verwenden oder in sehr ähnlicher Form verwenden, reicht das in der Regel nicht aus, zumindest nicht in Deutschland. Man kann auch nichts anmelden, was zu einem Einschluss eines bereits angemeldeten Anspruches führt. Das ist auch sinnvoll, damit jemand, der einen Anspruch auf ein Telefon angemeldet hat, nicht zukünftig Lizenzgebühren an jemanden zahlt, der ein Telefon mit angerundeten Ecken und soften Farben anmeldet. Macht ja auch Sinn. Dafür bedarf es noch etwas mehr, z.B. eines Benutzerinterfaces auf Basis eines kapazitiven Berührungssensors. Dafür müssen die Ansprüche aber so abgefasst sein, dass nicht irgendjemand, der vor 15 Jahren in einer Anmeldung so etwas in einem Anspruch stehen hatte, wieder eingeschlossen wird. Denn wenn dieser jemand sich meldet, ist dieser Anspruch des Telefonherstellers mit den runden Ecken hinfällig und das Patent bröselt in sich zusammen. Samsung und Apple haben beide versucht, auf diese Weise die Ansprüche des anderen zunichtezumachen. Erfoglos, die Jury wollte darauf nicht eingehen. Es geht immerhin um das Ansehen von "Good Old America". 1 Mrd US-Dollar, das sind derzeit 800 Mio Euro, dafür kann man bei uns fast 6000 Ingenieure 1 Jahr lang arbeiten lassen.  Und in China fast 14000 Ingenieure. Nur um diese Zahl mal handhabbar zu machen. Mit diesen Ingenieuren könnte man wirklich gute Telefone bauen. Oder richtig sinnvolle Dinge, wie z.B. Großspeicher für elektrische Energie. Auf jeden Fall ist dies eine Summe, die in keiner Relation steht zu dem Aufwand, der hinter den entsprechenden Patenten steckt, ist er doch eher am vermeintlichen Umsatzausfall der total überteuerten Apple-Hardware relatiert.  

Dass Patente, die sich eher auf Geschmackliches beziehen, erteilt werden, liegt daran, dass die Patentämter derzeit so überlastet sind, dass sie dazu übergehen (vor allem in den USA), die Patente erstmal zu erteilen. Dann müssen die Kontrahenten die Ansprüche später vor Gericht durchsetzen (wie damals bei den BlockMove Befehlen im sonst freien MIPS-Core). Der Patentinhaber wartet dann erstmal ruhig die ersten 100Mio Patentverletzungen ab, um dann mit einer Klage zu kommen. Und dann wird das Ganze in den USA verhandelt. Da hat selbst ein Beteiligter wie Samsung keine Chance.



Aber so was merkt man sich. Und letztlich ist Apple selbst abhängig von Technologiekonzernen (wie u.a. auch von Samsung!!), die ihnen die Komponenten liefern - denn selbst kriegt Apple die Herstellung dieser Komponenten (wie z.B. Active Matrix OLED Displays) nicht auf die Reihe. Alles nur hübsch soft und ansprechend rüberbringen - Applestores mit einer Mischung aus Starbucks und Club Med. Aus UNIX wird auf einmal iOS und alles ist plötzlich neu und besser. Und immer viel darüber reden. Denn dem größeren Teil der Mitredner fehlt der Hintergrund, und sie können deshalb nur rein emotional urteilen, was ihnen aber leicht gemacht wird. Es wird dabei soviel geredet, dass die Applekunden die Abstürze von iTunes ihrem Rechner und nicht der cruden Apple-Software zuschreiben.

Die Gefahr, die ich sehe, liegt darin, das hier eine Art von Wirtschaftsprotektionismus auflebt, den wird eigentlich schon hinter uns gelassen hatten. Die großen Player gehen mit ihren Rechtsbeiständen gegen jeden vor, der ihnen Marktanteile abzunehmen versucht. Und die Gerichte schwenken ein.  Es geht nicht mehr um den fairen Wettstreit der Mitbewerber. Hier kämpft Apple gegen David oder Goliath - das ist nicht so richtig klar. Aber klar ist, das jeder Krieg nur einen Verlierer kennt: die anderen. Das sind wir, die wir zukünftig noch stärker zur Kasse gebeten werden, da Apple seine Alleinstellungsmerkmale in bare Münze umsetzen wird. Der beste Kopierschutz ist andauernde und evolutionäre Innovation, so sehen ich das zumindest. Oder will Apple sich jetzt zurücklehnen? Fehlt ohne Steve Jobs sogar die Zuversicht auf die eigene Innovationskraft? Hat Apple Angst vor den fleißigen Koreanern? Geht es der Ohnmacht nahe letzlich nur noch mit der Macht von Justizia? Mein Gott, man wird ja wohl nochmal telefonieren dürfen...

Schaut man mal genauer auf Apple, tritt eine weitere Gefahr zutage, die ich auch erst nach und nach erkannt habe. Auch ich habe mir einen iPOD gekauft. Allerdings habe ich die mehr als 70MB iTunes sofort gelöscht, nachdem ein Hintergrundservice permanent mit Apple chatten wollte oder mich zu irgendwelchen Käufen animieren wollte, und nachdem auch noch der iPOD die Filenamen meiner Musik eigenmächtig durch kryptische Namen ersetzte. Nach dem ersten Absturz des iPODs war es unmöglich, die Musik zu retten, ich musste alle Lieder neu aufspielen - oder neu kaufen. Deshalb erledigt jetzt WinAmp den Job - ohne Abstürze, ohne die ganze Apple-Kommerzkiste. Wenn ich ein Gerät an den USB-Port anschließe, dann erwarte ich, dass ich darauf wie auf ein Laufwerk zugreifen kann. Alles andere wäre extrem rückschrittlich. Aber genau hier ist Apple bewusst antiquiert und natürlich auch protektionistisch. Es könnte ja jemand seine eigenen MP3s wie auf ein Laufwerk aufspielen, ohne dass Apple daran verdient - also schnell einen proprietären Riegel vorschieben. Dieser Art von Gängelei und Bevormundung will und muss ich mich nicht aussetzen. 

Aber ein echter Appelaner nimmt so manchen Schmerz hin, wenn er dafür nur dazugehören darf. Denn etwas anderes als Apple zu verwenden setzt natürlich neben dem erforderlichen Hitergrund und dem über-den-Tellerand-Blick schon ein gewisses Selbstbewusstsein voraus. Aber vielleicht wäre man ohne ein Apfelprodukt eben nicht cool, weil man eben keine besondere Eigenschaft besitzt, die andere nicht haben, oder weil man nicht etwas kann, was andere können, z.B. weil man es sich nicht langwierig aneignen wollen - wie z.B. ein Instrument zu erlernen. Es ist mir einfach zu primitiv, sich mit ein paar hundert Euro ein Image zusammenzukaufen, das letztlich nur diese paar hundert Euro wert ist - mit wertverfallender Tendenz. Vielleicht sollten wir weniger arbeiten und die freiwerdende Freizeit dazu nutzen, unseren Kindern ein stärkeres Selbstwertgefühl und Selbstbewusstsein zu vermitteln. Die 1 Mrd US-Dollar, die Samsung zahlen muss, entsprechen immerhin fast 10 Mio Arbeitsstunden.

Aber etwas haben die Appleprodukte doch, das auch mich wirklich anspricht: die mechanische Qualität ist ansprechend gut und alles, was auf die Sinne trifft, ist gut und durchdacht - wie der Sound der Kopfhörer, die Abstimmung der Klangregelung, natürlich die Klarheit des Designs und die Farbpalette, etwas das einen high machen kann. Konsumelektronik als Heroin zur Selbstbewustseinserweiterung. Und was bleibt, wenn der Rausch einmal nachlässt?

So, das musste mal raus.

2 Kommentare:

  1. Erst einmal herzlichen Dank für die Erwähnung und ich freue mich natürlich, dass ich als Inspiration dienen konnte. Der Artikel hier fasst im Grunde genommen noch all das zusammen, was ich nicht erwähnt habe und ich kann dem Ganzen eigentlich nur Zustimmung abgewinnen. Werde ihn als Nachtrag auf jeden Fall für Neugierige verlinken!

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